Gasthof zum Goldenen Schiff, Zeughausgasse
Gasthof zum Goldenen Schiff, Zeughausgasse

Innsbruck vor 100 Jahren - Jänner 1919

aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum von Martin Glotz

3. Jänner 1919
Herr Neumair schreibt uns zu dem Bericht über die letzte Gemeinderatssitzung: „Es ist nicht richtig, daß ich um eine Erhöhung der amtlichen Plakatierungstarife angesucht habe: richtig ist vielmehr, daß ich bisher die amtlichen Plakatierungen umsonst vornehmen mußte, und daß ich gebeten habe, mir künftig für solche Plakatierungen eine Vergütung zu gewähren, wobei ich dem Stadtmagistrate einen Nachlaß von 1/3 des normalen Preises angeboten habe.“

8. Jänner 1919
Kriegsküche und Wärmestube. Brauereibesitzer Robert Nißl hat die Kriegsküchenräume im „Gold. Schiff“ der Öffentlichkeit weiterhin unentgeldlich zur Verfügung gestellt. In der Veranda im „Gold. Schiff“ wird eine Wärmestube für Kinder eingerichtet. Die Abspeisung der Kriegsküchenbesucher erfolgt in den Zimmern, die bisher die Standschützen in Benutzung hatten. Herrn Nißl gebührt für sein großes Entgegenkommen Dank und Anerkennung.

10. Jänner 1919
Demokratische Frauenvereinigung. Alle Frauen und Mädchen, welche den Standpunkt: Die „Frau für die Frau“ teilen und gewillt sind dafür einzustehen, werden eingeladen, sich am Sonntag, den 12. Jänner um drei Uhr nachmittags, im Saale beim Grauen Bären zur Gründungsversammlung einzufinden. Eventuelle weitere Benachrichtigungen unter „Vereinsnachrichten“. Antonie Eckert.

14. Jänner 1919
Oeffentlicher allgemeiner Arbeitsnachweis Innsbruck. In kürzester Zeit dürfte eine größere Anzahl von Professionisten frei werden und um diese rasch in Stellungen zu bringen, ergeht an die Gewerbetreibenden von Nordtirol das Ansuchen, solche offene Posten ehemöglichst obigem Arbeitsnachweis, Museumstraße Nr. 23, Telephon Nr. 259, bekanntzugeben. Die Vermittlung erfolgt für Arbeitgeber und Nehmer unentgeltlich. Bei verlangter Rückantwort ist Marke beizulegen.

Anweisung für den Bezug von täglich 0,5 Liter Milch
Anweisung für den Bezug von täglich 0,5 Liter Milch

16. Jänner 1919
Milchgewinnung und Milchbehandlung. In den nächsten Tagen gehen an die Milchlieferanten der Stadt Innsbruck Flugblätter hinaus mit Anleitungen zur rationellen Gewinnung von Milch und zur Behandlung dieses wichtigen Nahrungsmittels, um es in gutem Zustande in die Stadt zu bringen. Mögen die Bauern und Bäuerinnen den Inhalt dieses Flugblattes beherzigen und befolgen.

17. Jänner 1919
Der Abtransport von Archivalien. Wie ein Wiener Blatt aus Innsbruck mitteilt, soll die Archivdirektion der Statthalterei gegen die Uebergabe des Archivs an die Italiener Protest erhoben haben. Man hat die Automobile, die offenbar Akten weggeführt haben, offen in der Stadt fahren sehen und muß wohl annehmen, daß bei dem bisherigen taktvollen Benehmen der Italiener eine solche Wegtransportierung ohne Zustimmung der Innsbrucker und Wiener Regierung nicht stattgefunden haben kann. Eine Aufklärung der Bevölkerung in dieser Angelegenheit wird nach der obigen Notiz angezeigt und zu erwarten sein, umsomehr als Archivdirektor Hofrat Mayr, der gegen die Abgabe protestiert haben soll, wie wir aus anderen Angelegenheiten zufällig wissen, zur fraglichen Zeit beurlaubt gewesen sein soll.

20. Jänner 1919
Geschäftseröffnung und Empfehlung. Unterzeichnender erlaubt sich hiermit den P.T. Einwohnern von Hötting bekanntzugeben, daß er die Leichenbestattung Hötting übernommen hat. Es wird sein Bestreben sein, allen Anforderungen gerecht zu werden und bittet im Bedarfsfalle um geneigtes Wohlwollen. Johann Jabinger, Höttingergasse 1. Hötting am 15. Jänner 1919

Almwirtschaft Frohneben bei Fulpmes
Almwirtschaft Frohneben bei Fulpmes

23. Jänner 1919
Unverschämte Preise werden in der Alpenwirtschaft Frohneben bei Fulpmes verlangt. So kostet ein kleines Glas Tee, nach dessen Güte man nicht fragen soll, mit etwas Rum und Zucker sage und schreibe K 3.50. Die Wirtschaft gehört, soviel wir wissen, der Stadtgemeinde Innsbruck, da wäre es wohl an der Zeit, aus Frohneben wieder das zu machen, was es früher war, ein einen gernbesuchten Einkehrplatz für Schifahrer und Turisten [sic!]. Gerade jetzt muß man alles daran setzen, den Fremdenverkehr zu heben, das herrl. Schlickertal wird für den Schisport einen Aufschwung nehmen, wie kein zweites Tal in der Nähe Innsbrucks, und daß gut geleitete Gaststätten gewiß zum Ruf unseres Landes beitragen, weiß jedermann.,

28. Jänner 1919
Heiteres aus Sibirien. Rudolf Sieß, Maler aus Hötting, befindet sich seit 1915 in russischer Gefangenschaft. An seine Angehörigen ist nun eine Karte eingelangt, mit der Mitteilung, daß ein gewisser Angelo Baldessarini, Maurer aus Innsbruck, bei einem Ringkampf in Pensa (Sibirien) als erster Sieger hervorgegangen ist. Leider hat die Karte sehr lange gebraucht, bis sie hierher kam; sie war vom 23. Oktober 1917 datiert.

Wagenführerin und Schaffnerin auf der Lokalbahnlinie Innsbruck-Hall i. Tirol während des ersten Weltkriegs
Wagenführerin und Schaffnerin auf der Lokalbahnlinie Innsbruck-Hall i. Tirol während des ersten Weltkriegs

29. Jänner 1919
Der Verkehr der Lokalbahn Innsbruck-Hall im Jahre 1918. Auf den vier Linien wurden insgesamt 111/2 Millionen Personen befördert gegenüber 4 Millionen im Jahre 1914, außerdem in eigenen Zügen 300 000 verwundete und kranke Soldaten befördert. Die Lokalbahn hat also – dies geht aus den Großstadtziffern unzweifelhaft hervor – unter erschwerenden Umständen Großes geleistet, einen Massenverkehr bewältigt und natürlich auch ein schönes Stück Geld eingenommen.

30. Jänner 1919
Ein Frauenprotest gegen das Wahlpflichtgesetz. Die demokratische Frauenvereinigung ersucht uns um Aufnahme folgender Zuschrift: Am Montag, den 27. Jänner hat die demokratische Frauenvereinigung in Innsbruck eine Deputation zum Herrn Landeshauptmann Schraffl gesendet, um im Namen der demokratischen Frauenvereinigung gegen den Wahlzwang Einspruch zu erheben. Herr Landeshauptmann Schraffl beschränkte sich darauf, den Frauen zu erklären, auf welche Weise sie den Wahlzettel ungültig machen können. Die demokratische Frauenvereinigung lehnt sich gegen das Unmoralische eines solchen Vorganges entschieden auf und protestiert feierlich gegen dieses auf ganz einseitige Weise zustande gekommene „Gesetz“.

31. Jänner 1919
Das Verbot des Briefverkehrs über den Brenner. Der Stadtmagistrat Innsbruck ersucht uns um Aufnahme folgender Zeilen: Zufolge Mitteilung der zuständigen italienischen Militärstelle ist der Briefverkehr über die Waffenstillstandslinie untersagt und es ist daher Zivilpersonen, welche diese Linie überschreiten, verboten, Privatkorrespondenzen und Zeitungen mit sich zu führen. Uebertretungen werden bestraft und ziehen die Beschlagnahme der verbotswidrig mitgeführten Korrespondenzen und Zeitungen nach sich.